Die Bestimmung von Gesellschaft ist auch eine philosophische Aufgabe. Eine sozialwissenschaftlich bzw. sozio-epistemologische ‘Ontologie des gesellschaftlichen Seins’ im Sinne Lukács überträgt den philosophischen Seinsgedanken auf soziale Prozesse. Diese Übertragung setzt eine sozialwissenschaftliche Perspektivierung des Seins voraus. Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive wird Ontologie zur Sozialontologie. Eine sozialwissenschaftlich gewendete Ontologie erfordert folglich ein Zusammendenken der anthropologischen Erkenntnismöglichkeiten des Seins und die Rekonstruktion der gesellschaftlich konstruierten und vermittelten Form des Seins. Im Kontext der sozialontologischen Struktur bürgerlicher Gesellschaft ergibt sich hieraus eine spezifische bürgerlicher Fassung des Subjekts. Eine anthropologische Prämisse bürgerlicher Sozialontologie besteht in der These, dass Menschen ‚rationale Subjekte‘ darstellen. Diese im Sinne Bourdieu ‚charismatische Ideologie‘ der Autonomie und Selbstverantwortung des bürgerlichen Subjekts steht in Spannungsverhältnissen zu den heteronomen Strukturen bürgerlicher Gesellschaft. Dieses Spannungsverhältnis wird aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Ein erstes Ergebnis stellt die Publikation „Erziehung zur Wut – Eine sozio-epistemologische Analyse des Kleinbürgers“ (VS Springer) dar.Eine weiteres Teilforschungsprojekt ist die qualitative Interviewstudie „Links-Epistemologie zwischen Irritation und Emanzipation – eine bildungstheoretisch fundierte, qualitative Interviewstudie“ dar.