Von rhythmischer Grundlegung bis hin zum Auftritt in der breiten Medienöffent- lichkeit betreuen eine Grundschule und eine Oberschule im nördlichen Niedersach- sen gemeinsam mit der örtlichen Musikschule Schüler*innen in Rockbands. Mittler- weile besteht die Möglichkeit, dass die Schüler*innen von der 1. bis zur 10. Klasse nahtlos in Rockbands verbleiben. Im Mittelpunkt stehen die Integration, das Empowerment sowie die Förderung von musikalischen Talenten der Schüler*innen durch ästhetische Bildung in einem sozioökonomisch belasteten Stadtbezirk. Das Projekt schafft einen alternativen Bildungsraum, der zwischen Subkultur und institutionalisiertem Lernen angesiedelt ist. Ein Begleitforschungsprojekt ermöglichte es herauszuarbeiten, ob und in welcher Weise durch das Projekt bei den teilnehmen- den Schüler*innen Bildungsgeschehen gefördert wird. Im Rahmen einer Lehrveranstaltung am pädagogischen Institut der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg wurde die musikpädagogische Initiative im Sinne des forschenden Lernens durch studentische Forschung wissenschaftlich begleitet. In Kooperation mit den Schulen und den Lehrenden haben die Studierenden Daten erhoben und ausgewertet. Durch die studentische Begleitforschung konnte geprüft werden, wie sich durch den institutionellen Rahmen des Projekts Bildung auf individueller Ebene entfaltet. Um die Komplexität des Projekts abzubilden und die eingebundenen Akteure angemessen zu berücksichtigen, wurde ein Forschungsdesign entwickelt, in dem die verschiedenen Organisationsebenen durch repräsentative Akteure vertreten waren. So wurden die Direktoren der beiden Schulen sowie die Bandbetreuer mit verstehenden Interviews einzeln befragt. Zudem sind die Schüler*innen in Gruppen interviewt wor- den. Ein Erkenntnisinteresse bei den Interviews bestand darin, akteursspezifische Positionen zu ermitteln:

  • Wie reflektieren die Akteure das Bandprojekt aus ihrer Position als Direktor/ Musikpädagoge/Schüler*in?

Dabei sollte auch das Erleben thematisiert werden:
• Wie erleben die jeweiligen Akteur*innen aus ihrer Position heraus das Band-projekt?

In der Auswertung, in der v. a. Strategien der dokumentarischen Methode (vgl. Bohn- sack 2003) eingesetzt wurden, ist ein Akzent auf die Identifikation von Indikatoren gelegt worden, welche auf das Vorhandensein von Bildungsgeschehen verweisen. Die Interviews wurden durch passive, offene, teilnehmende Beobachtungen flankiert. Mit Bezug auf den Ansatz der fokussierten Ethnografie (vgl. Knoblauch 2001) protokollierten jeweils zwei Studierende eine Bandprobe. Dabei orientierten sich die Studierenden an der heuristischen Frage, ob sich in den Bandproben Bildungs- geschehen erkennen ließ. Die Beobachtungsschwerpunkte lagen auf den Beziehun- gen/Interaktionen

  • zwischen Schüler*innen untereinander,
  • zwischen Schüler*innen und Musikpädagogen,
  • zwischen einzelnen Schüler*innen und der Gruppe,
  • zwischen Schüler*innen und dem Arbeitsprozess und
  • zwischen Schüler*innen und ihren Instrumenten/der Gruppe.

Durch diese Beobachtungsschwerpunkte sollte eine Relationierung der Konstellatio- nen des Bandprojekts ermöglicht werden. Bei der Analysemethode der Relationierung werden Elemente in Beziehung zueinander gesetzt. So entstand eine Struktur (Verbindung der Elemente) und es konnten Wechselwirkungen zwischen den Ele- menten rekonstruiert werden, die den Bildungsraum des Band- projekts prägten. Angeleitet durch die Musikpädagogen, entwickelten die Schüler*innen einen hand- lungs- und produktionsorientierten Zugang zur Musik. Die heterogene Gruppe kon- zentriert sich dabei auf die Einübung und Präsentation der Musikstücke. Auf indivi- dueller und kollektiver Ebene entfalteten sich Selbstwirksamkeitserwartungen sowie explorative Neugier. Kategoriale Identitätskonstrukte traten hinter das gemeinsame Erkenntnisinteresse zurück, die Schüler*innen nahmen sich in ihrer Funktion als Musiker*innen wahr (z. B. als Gitarrist, Sängerin und Keyboarderin). Es wurde eine verstehende dialogische Kommunikationskultur etabliert, die von den Musikpädago- gen vorgegeben bzw. vorgelebt wurde.

Identifizierte Faktoren, die das Bildungsgeschehen im Rahmen des Bandprojekts mit konstituieren